Solardächer bei Park+Ride für ein klimafreundlicheres München

Versiegelte Flächen besser nutzen und durch regenerative Energien das Pendeln umweltfreundlicher gestalten: HM-Studierende entwickelten ein Konzept, wie die 30.000 P+R-Parkplätze in und um München mit Solardächern und Ladestationen für E-Autos ausgestattet werden können. 

Das Pendeln von Menschen in und um München soll dank besserer Nutzung der Parkflächen umweltfreundlicher werden. Eine Überdachung von Park+Ride-Anlagen mit Solar-Panels soll es Pendler:innen ermöglichen, ihre E-Autos mit dem so generierten Strom aufzuladen. Zu ihren Arbeitsstätten gelangen sie von dort aus inzwischen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Regina Kirchlechner, Studentin der Fakultät Bauingenieurwesen an der HM, hatte im Rahmen des interdisziplinären Lehrprojektes ZukunftGestalten die Idee für das Projekt Solar – Park+Ride. Mit drei weiteren Studierenden aus verschiedenen Fakultäten gründete sie ein Projektteam. „Da ich selbst zu einem P+R-Pendlerparkplatz fahre, der nur wenige Ladesäulen hat und auf meiner Laufstrecke zuhause einen Solarcarport gesehen habe, habe ich mich gefragt, warum man das nicht großflächig machen könnte“, so Kirchlechner. 

Park+Ride: Großes Potenzial für regenerative Energie

Beim Format ZukunftGestalten ist bei jeder Gruppe ein externer Praxispartner involviert: Das Konzept für Solar – Park+Ride wurde mit Unterstützung der Landeshauptstadt München erarbeitet. Es könnte der Landeshauptstadt helfen, Nachhaltigkeitsziele der UN, wie das der Reduzierung von CO2-Emissionen, zu erfüllen. Die Solarparkplätze produzieren regenerative Energie; überschüssiger Strom könnte in das öffentliche Energieversorgungsnetz eingespeist werden. Wenn E-Autos tagsüber geladen werden anstatt hauptsächlich nachts auf Privatparkplätzen, würde das zudem nächtliche Ladespitzen reduzieren. Durch das Projekt sollen sowohl Anreize für den Umstieg auf E-Autos als auch für eine verstärkte Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel geschaffen werden. 

Bislang verfügen die P+R-Anlagen im Stadtgebiet München über 7.400 Parkplätze und im gesamten MVV-Raum über rund 30.000 Stellplätze. Die Ladeplätze sind dagegen derzeit begrenzt.

Unter der Leitung von Prof. Dr. Frank Palme, Fakultät für Maschinenbau, Fahrzeugtechnik, Flugzeugtechnik, entwickelten die Studierenden exemplarisch für den P+R-Parkplatz am Standort Daglfing ein Modell mit konkreten Ideen zur Umsetzung. Das komplette Konzept liegt nun zur Prüfung bei der Stadt München.

Neben Kirchlechner waren an Solar – Park+Ride die Studierenden Peter Essendorfer, Yasmin Müller und Petra Stellmacher unter der Leitung von Prof. Dr. Frank Palme beteiligt. Das Team stand dabei in engem Austausch mit der Landeshauptstadt München.

Regina Kirchlechner, Studentin der HM und Ideengeberin für das Projekt Solar - Park+Ride, präsentiert das Konzept eines Photovoltaik-Parkplatzes (Foto: Johanna Weber)

Studierende der Fakultät für Maschinenbau, Fahrzeugtechnik, Flugzeugtechnik der Hochschule München entwickelten gemeinsam mit den Industriepartnern Ymer Technology und Molabo einen Elektroantrieb für einen fast 100 Jahre alten Bugatti-Rennwagen – und beweisen damit erfolgreich: Jedes Fahrzeug lässt sich nachhaltig umrüsten.

Der Bugatti Type 35 zählt zu den Ikonen der Rennwagen-Geschichte. Baujahr 1924 war er damals einzigartig in seiner Technik, seinem Design und seiner Leistung. Heute, fast 100 Jahre später, steht der Sportwagen erneut Pate für eine Innovation: als erster elektrifizierter Brennstoffzellen-Bugatti.

Geboren wurde die Idee dazu vor ziemlich genau einem Jahr, im Biergarten. Mit dabei war Michael Byström, bekennender Bugatti-Fan sowie Gründer von Ymer Technology. Eigentlich stellt sein Unternehmen Thermomanagementsysteme für große Elektrofahrzeuge her. Doch warum sollte das, was für einen elektrifizierten Bagger funktioniert, nicht auch für einen Rennwagen aus den 1920er-Jahren passen?

Elektroantrieb und Brennstoffzelle

Für die Umsetzung des Projekts holte sich Ymer Technology zwei Partner mit ins Team: den Elektromotorenhersteller Molabo und die Hochschule München. Ersterer stellte einen Elektromotor für den Bugatti bereit, zweitere brachte ihr anwendungsorientiertes Know-how in puncto Brennstoffzellen- und Elektroantriebe ein.

„Dennis Kistner und Kevin Pranajaya betreuten als Studenten unserer Fakultät für Maschinenbau, Fahrzeugtechnik, Flugzeugtechnik die Entwicklung und Umsetzung des Projekts als Bachelorarbeit“, so ihr Professor Dr. Andreas Rau. Daneben haben sechs weitere HM-Studierende am Projekt mitgewirkt. Herzstück des Elektroantriebs ist ein 48-Volt-Elektromotor, der aufgrund seiner vergleichsweise niedrigen Spannung sehr einfach und ohne Berührschutz verbaut werden kann.

Kevin Pranajaya arbeitet am Innenleben des Bugattis

Kleiner Motor mit viel PS

„Der Bugatti schafft damit dennoch 110 PS, genau wie mit dem deutlich schwereren und dreimal so großen Verbrennungsmotor zuvor“, erläutert Tobias Hentrich, Chefentwickler bei Ymer Technology. Um die Reichweite des Rennwagens zu erhöhen, hat das HM-Team ergänzend eine Brennstoffzelle verbaut, die mittels Sauerstoff und Wasserstoff funktioniert. Bereitgestellt wurde diese über eine Kooperation der HM mit der Universität der Bundeswehr München. „Der umweltfreundliche Elektroantrieb wird also nochmals um eine saubere Verbrennung mit Wasser ergänzt“, erklärt Rau. Die Technik für das Heizen und Kühlen von Motor, Batterie, Brennstoffzelle und sämtlicher damit verbundener Elektronik liegt bei Ymer Technology.

Bis der Bugatti final auf die Straße kann, fehlen noch ein paar Projektschritte. Aktuell konnte Ymer Technology die Weltneuheit auf der Weltleitmesse für Baumaschinen, der bauma 2022, in München präsentieren. Gemeinsam mit der Hochschule München hat das Unternehmen damit gezeigt: Elektromobilität passt tatsächlich in jeden Rahmen!

Das Bugatti Projekt wird von HYLAB unterstützt. HYLAB ist eine Kooperation der HM mit der Universiät der Bundeswehr. Federführend für die Universität der Bundeswehr ist Prof. Christian Trapp, der hier die Brenstoffzellentechnik zur Verfügung gestellt hat. Kooperationspartner seitens der HM ist Prof. Andreas Rau, der die 2 Abschlussarbeiten sowie eine Projektgruppe mit 6 Studenten zum Bugatti Projekt betreut.

Prof. Trapp und Prof. Rau unterrichten auch im neuen weiterbildenden Master 4D- Moderne Energiesysteme und Mobilität der HM, bei dem es gerade auch um die Themen Wasserstoff, Brennstoffzellen und E-Mobilität geht.

Prof. Dr. Andreas Rau

  • Professor für zukunftsfähige Fahrzeugantriebe und Verbrennungsmotoren mit Schwerpunkt Wasserstoff und biogene Kraftstoffe 
  • Studiengangsleiter 4D-Master (Dekarbonisierung, Digitalisierung, Dezentralisierung, Demographie) 
  • Projektleiter HyLab; ganzheitlicher Erforschung von Wasserstoffproduktion, -speicherung und -anwendung in Kooperation mit der Universität der Bundeswehr 
  • Fachlich verantwortlicher Ansprechpartner der Hochschule München im Wasserstoffbündnis Bayern